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Bezirksregierung Arnsberg – Zuwendungen für Selbstorganisationen von Migrantinnen und Migranten (MSO): „Rollen und Bilder zugewanderter Frauen – eine Qualifizierungsmaßnahme für Migrantinnen der in NRW ansässigen Vereine des Spanischen Bundesverbandes”

(Durchführungszeitraum: 14. März 2019  – 31. Dezember 2021)

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat im Jahre 2012 den Forschungsbericht „Ältere Migrantinnen und Migranten – Entwicklungen, Lebenslagen und Perspektiven“ veröffentlicht. Dort wird unter anderem darauf hingewiesen, dass 13 Prozent der Ausländer Grundsicherung im Alter beziehen (bei Deutschen sind es lediglich zwei Prozent). Experten machen darauf aufmerksam, dass, über alle Migrantengruppen hinweg, ältere Frauen eine besondere Problemgruppe, aufgrund ihrer spezifischen Erwerbsbiographie und ihres Familienstandes (häufige Verwitwung), darstellen. Anlässlich unserer Veranstaltungen mit älteren Menschen werden wir immer wieder mit der konkreten Dramatik vieler Teilnehmenden konfrontiert, die in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer prekären finanziellen Situation steht. Auch wenn wir davon ausgehen, dass sich in absehbarer Zeit an der ökonomischen Situation unserer älteren Landsleute nichts wesentlich verändern wird, so könnten wir durchaus durch den Aufbau passender Angebote der offenen Altenhilfe in unseren Zentren und Treffpunkten vieles hinsichtlich einer Entspannung der durch geringes Einkommen verursachten Probleme bewirken. Parallel hierzu zeigt die Erfahrung, dass die aus Spanien seit Beginn der Finanzkrise nach Deutschland gekommenen Zuwanderinnen in der Regel eine gute berufliche Ausbildung abgeschlossen haben. Da ein ökonomisch bedingter Aufenthalt zu keiner Zeit Bestandteil der eigenen Lebensplanung war, lernten diese Frauen während ihrer Ausbildung kein Deutsch, so dass bei der Einreise nach Deutschland die erforderlichen Sprachkenntnisse fehlten, um eine adäquate Beschäftigung zu finden. Die ersten beiden Jahre in Deutschland ziehen unter diesen Umständen erheblich am eigenen Selbstwertgefühl, so dass etwa die Hälfte der Frauen schon während des ersten Jahres Deutschland den Rücken kehren. Bei vielen anderen, die noch nach dem ersten Jahr bleiben, machen sich Ohnmacht und Resignation breit. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass gerade neuzugewanderte junge Frauen außerordentlich flexibel auf die neuen Herausforderungen reagieren, eifrig Deutsch lernen und sich damit abfinden, in den ersten zwei bis drei Jahren mit gering bezahlten Jobs ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele finden aber auch mittelfristig attraktive Stellen vor allem im Gesundheits- und Pflegesektor, beide Bereiche, in denen akuter Arbeitskräftemangel herrscht mit zunehmender Tendenz.
Mit unserem Projekt wollen wir deshalb viele dieser neuzugewanderten und gut ausgebildeten Frauen ansprechen, sowohl als Multiplikatorinnen der geplanten Projekte als auch als Teilnehmerinnen an den Angeboten selbst. Die im Projekt vorgesehene Qualifizierung kann sie mit dem breiten Spektrum des deutschen Altenhilfesystems vertraut machen und bei ihnen die Bereitschaft fördern, in diesem Segment des Arbeitsmarktes eine dauerhafte Anstellung anzustreben. Die im Projekt vorgesehene Zusammenarbeit von jungen und älteren Frauen verspricht eine sehr spannende Auseinandersetzung beider Frauengenerationen mit den jeweiligen Frauenbildern und Geschlechtsstereotypen. Der dazu erforderliche Vergleich wird sicherlich die Zeit- und Kulturbedingtheit solcher Bilder und Stereotypen zutage bringen und insbesondere ihre Gestaltbarkeit trotz hartnäckiger Widerstände.

Zielsetzung der Maßnahme:

  • Qualifizierungsmaßnahme von ca. 25 Personen als Multiplikatorinnen für den Aufbau von Projekten zur Frauenförderung sowie zur offenen Altenhilfe in unseren Mitgliedsvereinen
  • Sensibilisierung und Gewinnung von Vorständen unserer Mitgliedsvereine für den Aufbau von Projekten zur Förderung von Empowerment bei neuzugewanderten Frauen und Geschlechtergerechtigkeit älterer Migrantinnen der ersten Generation in ihrem Wirkungsbereich
  • Wirksame Ansprache von neuzugewanderten Frauen sowie von isoliert lebenden älteren Frauen und ihre Motivation zur regelmäßigen Teilnahme an den aufgebauten Projekten.
  • Zusammenarbeit der Multiplikatorinnen mit den für die Frauen- und  Seniorenarbeit zuständigen kommunalen Verwaltungsstellen und den Seniorenbeiräten ihrer Städte und Kommunen